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Der Standard, Seite 2, vom 20.7.2007
Soldaten feiern trotz Teilnahmeverbots
Militärs besuchten umstrittenes Veteranentreffen - Verteidigungsressort prüft

Peter Mayr, Michael Simoner

Salzburg/Wien - Ähnlich wie das jährliche Ulrichsberg-Treffen in Österreich gilt auch das Gebirgsjägertreffen am Hohen Brendten im bayrischen Mittenwald (siehe Wissen) als umstrittene soldatische Veranstaltung. Beide sind Veteranentreffen, nentreffen, die wegen fehlen; der Distanzierung zur NS-Ideologie massiv kritisiert werden. Verteidigungsminister Nobert Darabos (SP) hatte deswegen angeordnet, dass niemand aus seinem Ressort am Gebirgsjägertreffen teilnehmen dürfe. Drei hohe rotweißrote Militärs hinderte dieses Verbot nicht: Sie waren zu Pfingsten dennoch in Bayern. Warum, ist nun Inhalt einer parlamentarischen Anfrage der Grünen.

Oberst Michael Lasser, seit vergangenen November Kommandant der Jägerschule in der Wallner-Kaserne in Saalfelden, bestätigte am Mittwoch auf STANDARD-Anfrage, dass er in Mittenwald gewesen sei. "Es war ein offizieller, genehmigter Dienstreiseauftrag", wehrt sich Lasser. Sein "primäres Ziel": die Kontakte zur bayrischen Gebirgsjägerschule zu intensivieren. Erst im Nachhinein habe er erfahren, dass sich der Verteidigungsminister gegen eine offizielle Teilnahme von Vertretern des Bundesheeres ausgesprochen habe. Lasser: "Aber diese Weisung hat mich leider nicht rechtzeitig erreicht." Er habe zudem nicht gewusst, dass das Gebirgsjägertreffen umstritten sei oder gar ideologisch missbraucht werden könnte, betont der Bundesheeroberst. Ihm sei auch nichts Derartiges aufgefallen. "Aus Bayern haben ein Bischof und Minister teilgenommen, auch unverfängliche ausländische Delegationen, unter anderem aus Griechenland waren dabei", beschreibt Lasser seine Eindrücke. Die beiden anderen österreichischen Teilnehmer, Brigadier Josef Paul Punitgam und Brigadier Erwin Konzett, waren für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Dafür redet man im Verteidigungsressort. Und zwar Klartext: "Es hat die klare Weisung gegeben, dort nicht teil zu nehmen", heißt es aus dem Ministerbüro. Nun werde geprüft, "was da schief gelaufen ist". Ob den Militärs dienstrechtliche Konsequenzen drohen, blieb am Mittwoch noch offen, da die Prüfung gerade anlaufe, nur: "Wir gehen der Sache mit Nachdruck nach."

Grünen-Abgeordneter Wolfgang Zinggl, der die Anfrage an Darabos eingebracht hat, wird damit wohl vorerst zufrieden sein. Er gehe von Konsequenzen aus, sagt er im Gespräch mit dem STANDARD: Sonst hieße es ja: Egal, was der Minister sagt, ich mach', was ich will." Dem Minister streut Zinggl - zumindest in diesem Bereich - Rosen: Es ist sehr erfreulich, dass der Minister die Unvereinbarkeit zwischen Heer und rechtem Gedankengut klarstellt." Der Grün-Politiker hofft nun, dass dies auch für die Ulrichsbergtreffen gilt, "wo es seit je her schlecht riecht".

WISSEN
Hitlers Garde-Division
Im Zweiten Weltkrieg waren Gebirgsjägereinheiten der Deutschen Wehrmacht an zahlreichen Kriegsverbrechen beteiligt. Viele galten als besonders linientreue Nationalsozialisten. Die 20.000 Mann zählende 1. Gebirgsdivision nannte Hitler seine Garde-Division. Gebirgsjäger-Generaloberst war Eduard Dietl, der in Norwegen auch für Kriegsverbrechen verantwortlich gewesen war. Besonders berüchtigt waren das Gebirgsjäger-Regiment 98 und die Kampfgruppe Hirschfeld durch Kriegsverbrechen in Jugoslawien und Griechenland. In Kommeno wurden im Rahmen einer "Vergeltungsaktion" 317 Einwohner (darunter Greise, Frauen und Kinder) ermordet.

Alljährlich zu Pfingsten feiert der so genannte Kameradenkreis der Gebirgstruppe am Ehrenmal der 1. Gebirgsdivision bei Mittenwald in Bayern. Jüngst von sich reden gemacht haben die deutschen Gebirgsjäger, als einige ihrer Soldaten beschuldigt wurden, bei einem Afghanistan-Einsatz für Fotos mit einem Totenschädel posiert zu haben. (red)