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Der "Ehrenhain" am Ulrichsberg
Der Besuch des "Ehrenhains" ist ein unentbehrlicher Bestandteil des rechts-revisionistischen Ulrichsbergtreffens. Er schafft schon durch seine Architektur einen Rahmen, in dem die Normalisierung und Rehabilitierung der nationalsozialistischen Wehrmacht und Waffen-SS als "ganz normale" Armee betrieben werden kann und angebliche soldatische Tugenden" glorifiziert werden. Die menschenverachtenden Taten von Wehrmacht und (Waffen-)SS bleiben an der "Heimkehrer- und Europagedenkstätte" schlicht unerwähnt. Der "Ehrenhain" soll auch Ort des Austausches zwischen "Alt und Jung" sein, ein Ort an dem SS-Veteranen den "Jungen" ihre "heldenhaften" Geschichten von der "Verteidigung der Heimat" gegen die "roten Horden aus dem Osten" erzählen. Dass Wehrmacht und (Waffen-)SS die antisemitische Vernichtungsindustrie ermöglichten und aufrechterhielten und, dass vielleicht sie selbst und ihre "Kameraden" an Verbrechen gegen die Menschheit beteiligt waren, wird systematisch verschwiegen und geleugnet.

Der "Ehrenhain"
Der gerade einmal 25 m2 große "Ehrenhain" befindet sich in einer gotischen Kirche aus dem 15. Jh. An den Wänden der Kirche befinden sich über fünfzig Tafeln von Militärverbänden aus dem 1. und 2. Weltkrieg, Tafeln des österreichischen Bundesheeres sowie jeweils eine des Roten Kreuzes und der Feuerwehr. Klingt erstmals ziemlich "normal" nach österreichischer Gedenkkultur, wie es vieler Orts zu finden ist. Auflistung der Gefallenen des 1. Weltkriegs, typische Verherrlichung des Todes für das "Vaterland" und für die "Heimat", "Kameradschaft" und sonstige nationale und faschistoide Gedenkkultur. Doch was in den meisten österreichischen "Gedenkstätten" für die gefallenen Soldaten des 2. Weltkrieges latent versucht wird auszudrücken, nämlich die Verharmlosung und Verehrung des Nationalsozialismus, der Wehrmacht und der (Waffen-)SS wird im "Ehrenhain" am Ulrichsberg offen zur Schau gestellt. Hier befinden sich mehrere "Gedenktafeln" von ehemaligen Wehrmachtsund (Waffen-)SS-Verbänden. Zumindest die Tafel des SchAD-Österreich ("Schutzverband ehemaliger Arbeitsdienstangehöriger") verstößt gegen das österreichische Verbotsgesetz bzw. Abzeichengesetz - jedenfalls musste ein Kranz mit dem Abzeichen des RAD und einer Widmung des RAD-wj ("Reichsarbeitsdienst weibliche Jugend") bei der Einweihung der Tafel 1986 nach offizieller Beanstandung entfernt werden. Wie es möglich ist, dass die Tafel mit gleichlautender Widmung im Ehrenhain hängt, ist unklar.

Kaum weniger problematisch ist die Tafel des "XV. Kosaken-Kavallerie-Korps, die an General von Pannwitz erinnert, der nach dem 2. Weltkrieg in der Sowjetunion als Kriegsverbrecher hingerichtet wurde. Die Tafel wurde bei ihrer Anbringung 1991 zunächst behördlich untersagt, da die Kosaken-Einheiten als Teil der SS anzusehen sind. Ein Brief des (mittlerweile verstorbenen) Besitzer des Ulrichsberggeländes an Landeshauptmann Haider dürfte allerdings ausgereicht haben um das Verbot hinfällig zu machen. Bei anderen Tafeln wurden die angebrachten Zeichen lediglich minimal abgeändert um Konflikten mit der österreichischen Rechtslage aus dem Weg zu gehen: so zeigt die Tafel der Fallschirmjäger der Wehrmacht zwar das nationalsozialistische Abzeichen, das Hakenkreuz wurde allerdings weggelassen.(1)

Nach den "Festreden" bei den jährlichen Gedenkfeiern werden nicht nur vor dem 20 Meter hohen "Heimkehrer-Kreuz" Kränze niedergelegt, sondern auch im "Ehrenhain". Neben Bundesheer, deutschnationalen Burschenschaftlern und Kameradschaften legt auch Politprominenz Kränze für die KriegsverbrecherInnen nieder. Nach Gedenktafeln für die Opfer des Nationalsozialismus, der Wehrmacht und der SS sucht mensch vergeblich. Die Opfer des Nationalsozialismus haben am Ulrichsberg keinen Platz. Nicht nur in den Reden wird aktive TäterInnen-Opfer Umkehr begangen, sie ist auch auf den Tafeln zu lesen. So wird auf einer Tafel einer SS-Einheit auf die "Opfer" der "Sowjetischen Vernichtungslager" hingewiesen. Mit diesen sind natürlich die sowjetischen Gefängnisse für Wehrmachts- und (Waffen-)SS-Soldaten gemeint. Der Ausdruck "Vernichtungslager" setzt diese mit den, von der antisemitischen und rassistischen Ideologie bestimmten, Lagern gleich, in denen die NationalsozialistInnen im industriellen Maßstab mordeten. So wird versucht, die Alliierten aber vor allem die Rote Armee, die BefreierInnen von Auschwitz als die "wahren Verbrecher" darzustellen um Wehrmacht und SS von jeglichen Verbrechen reinzuwachen.

Austausch zwischen Alt und Jung Nazis
Immer wieder ist zu sehen wie, alte Nazis mit Orden und Uniform ihrer Einheit vor "ihrer" Tafel stehen, sich für Photos in Pose werfen und mit jungen Nazis über ihre "Heldentaten" quatschen. 2007 versammelten sich junge und alte "Kameraden" um die Tafel der "lettischen Soldaten", gemeinsam mit zwei lettischen SS-Veteranen. Nur beispielhaft soll diese daher hier näher beleuchtet werden: Auf der Tafel prangt das Arm-Abzeichen der lettischen SS - ein rotes Schild mit weißem Streifen - oben drauf steht: "Latvija". Mit der deutschen Besatzung verbundene lettische Verbände - u.a. Polizei und Sicherheitsdienst-Verbände sowie freiwillige SS-Verbände - wurden ab 1941 gegründet, ab 1943 galt die Wehrpflicht und die unterschiedlichen Verbände wurden in der "Lettischen Legion" zusammengefasst. Insgesamt kämpften ca. 160.000 lettische Soldaten an der Seite des Nationalsozialismus - die meisten von ihnen in SS-Verbänden. Die lettische SS war der größte freiwillige SS-Verband eines besetzten Lands und b sonders "führertreu". Einige Kommandos wurden bei der "Verteidigung" des "Führerbunkers" eingesetzt.(2)

Lettische Einheiten beteiligten sich unter anderem an der Deportation und Vernichtung der jüdischen Bevölkerung Lettlands (ca. 70.000 Personen im Jahr 1941). Besonderes hervorzuheben sind hier die grausamen Taten des "Kommando Arajs" einer Polizeieinheit die in die SS eingegliedert wurde, unter Führung des Polizeichefs von Riga, Viktor Arajs. Dieses Kommando ermordete in den ersten Wochen seiner Aufstellung über 2.000 Personen, meist Jüdinnen und Juden, KommunistInnen und AntifaschistInnen. Weiters wird ihr der Brand an der Synagoge von Riga, in deren Innerem sich Menschen befanden, angelastet. Viktor Arajs wurde dann zum "Waffen-Sturmbannführer" ernannt und bekam, so wie zwölf weitere lettische SSler, das "Ritterkreuz" von Hitler persönlich verliehen. Die "Ritterkreuzträger" haben übrigens eine eigene Tafel im "Ehrenhain". Laut dem Historiker Raul Hilberg, ermordete Arajs Komando und andere lokale "Einsatzkommandos" mehr als 29.000 Menschen bis zum 10. August 1941, also innerhalb des ersten Monats ihres Bestehens.(3)

Die unterschiedlichen lettischen Verbände waren hauptsächlich an der "Ostfront" eingesetzt und dort an zahlreichen Kriegsverbrechen beteiligt. 1942 wurde das Dorf Fjodorowka und die Ortschaft Osno von Sonderkommandos niedergebrannt. Weitere Massenerschießungen an ZivilistInnen fanden in den Dörfern Krechno, Osez und Lubnizy statt.(4) Lettische Freiwillige hatten u.a. die Aufgabe das KZ Salaspils und das Ghetto von Riga zu "bewachen", beteiligten sich aber auch direkt an den Massenerschießungen. Das Ghetto von Riga wurde im September 1941 errichtet und sollte zwei Monate später für deportierte Jüdinnen und Juden aus Deutschland, dem heutigen Österreich und Tschechien "freigemacht" werden. Daraufhin erschoss die SS am 30. November 1941 in den Wäldern von Rumbula mehrere 1000 Personen und am 8. und 9. Dezember wurden nahezu alle Jüdinnen und Juden des Ghettos ermordet. Insgesamt wurden 27,800 Personen in Rumbula ermordet.(5) 2002 wurde in Rumbula eine Gedenkstätte für die Opfer errichtet, jedoch wurde unweit davon, ein Jahr später, von der lettischen Regierung eine Gedenktafel für die gefallenen Waffen-SSler enthüllt. Protest kam nur von Russland und Israel. Die Veteranenverbände der lettischen (Waffen-)SS marschieren in NS-Uniformen und mit anderen NS-Symbolen fast jährlich durch Riga, 2008 wurde der "Marsch" verboten, trotzdem nahmen ca. 3000 Personen daran Marsch teil.(6) 1998 ist im Vorfeld des SS-Aufmarschs eine Bombe vor der Synagoge von Riga detoniert.(7)

Die lettischen Freiwilligenverbände sind nicht die einzige Organisation, die Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschheit begangen hat, und die mit einer Tafel im "Ehrenhain" am Ulrichsberg vertreten ist. Weiters zu erwähnen wären die Tafeln verschiedenster Gebirgsjäger-Einheiten. Gebirgsjäger verübten zahlreiche Kriegsverbrechen vor allem in Italien und Griechenland, wie z.B. das Massaker von Komeno, wo Soldaten der 1. Gebirgs-Division am 16. August 1943 317 ZivilistInnen töteten. Für Informationen zu weitere Tafeln, unter anderem von der SS-Ärztlichen Akademie, der "Kameradschaft IV", den Fallschirmjägern oder der Kameradschaft des "XV. Kosaken-Kavallerie-Korps" möchte ich auf frühere Broschüren des "AK gegen den Kärntner Konsens" hinweisen. Fotos und Texte zu den Tafeln sind auch auf http://www.u-berg.at zu finden.

Bundesheer im "Ehrenhain"
Unweit der Tafel der "Ritterkreuzträger" - höchste Auszeichnung für Wehrmachts- und (Waffen-)SS-Angehörige, diese von Hitler persönlich verliehen und von zahlreichen Kriegsverbrechern getragen wurden - befinden sich drei Tafeln des offiziellen Österreich, nämlich des Bundesheeres. Eine Tafel des Bundesheeres will an die im "UN-Einsatz" verstorbenen Soldaten erinnern, die andere ganz allgemein an die "toten Kameraden". Vielleicht ist es kein Zufall, dass gerade die Tafel der "Ritterkreuzträger" in unmittelbarer Nachbarschaft hängt, sind doch nach 1945 42 Ritterkreuzträger dem Bundesheer beigetreten. Ein Großteil von ihnen war Mitglied verschiedenster Gebirgsjäger-Einheiten. Viele machten in Bundesheer und Bundeswehr Karriere bis in höchste Ränge - nicht selten wegen ihrer "Erfahrung" als ehemalige Wehrmachts- und SS-Angehörige. Insgesamt erhielten 320 Österreicher das Ritterkreuz, bis 2002 lebten noch rund 50 "österreichische" Ritterkreuzträger(8).

TäterInnen-Opfer-Umkehr darf natürlich beim Bundesheer auch nicht fehlen: Die dritte Tafel mit Bundesheer-Emblem, jene der "Kärntner Fliegerkameradschaft" gedenkt an die "Gefallenen Flieger und Opfer des Luftkrieges". Nicht ganz so unwahrscheinlich ist wohl, dass mit den "Fliegern" Wehrmachts-Flieger wie der Nazi-Held und "Ritterkreuzträger" Walter Nowotny gemeint sind. Nowotny ist am Wiener Zentralfriedhof begraben, erst 2003 wurde der Grabstätte offiziell der Status als "Ehrengrab der Stadt Wien" aberkannt. Vor Ort freilich wurden keinerlei Veränderungen unternommen. Nach wie vor pilgern jedes Jahr alte und junge Rechte zur Andacht zu ihrem "Helden".(9) Die auf der Tafel der Fliegerkameradschaft angesprochenen "Opfer" sind dann die "Opfer" der alliierten Bomben die an der "Heimatfront" ums Leben gekommenen sind. Nicht nur auf den Tafeln von Wehrmacht- und (Waffen-)SS werden die deutschen/österreichischen TäterInnen zu deutschen/österreichischen "Opfern" gemacht, sondern auch auf jenen des österreichischen Bundesheers. Auf eine Parlamentarische Anfrage der Grünen(10), zur Teilnahme des Bundesheeres am rechts-revisionistischen Treffen der Gebirgsjäger in Mittenwald und an der Ulrichsbergfeier, antwortete der Verteidigungsminister Darabos (SPÖ), dass bezüglich der Bundesheertafeln im "Ehrenhain" über eine mögliche "Verlegung an einen anderen Ort" nachgedacht werde. Allerdings nicht über eine Verlegung aus dem "Ehrenhain", sondern darüber, sie näher an jenen von Rotem Kreuz und Feuerwehr anzubringen. Denn: "Das sind Organisationen, an die wir uns mehr halten". Eine typisch österreichische Lösung: Da wären die Tafeln dann näher an denen des deutschnationalen Kärntner Abwehrkämpferbund (KAB), direkt gegenüber der Tafel der norwegischen (Waffen-)SS-Freiwilligen und noch näher an der Tafel der "Ritterkreuzträger". Darabos kann so genau suchen wie er will, er wird keinen Platz im "Ehrenhain" finden, an dem die Tafeln nicht in nächster Nähe zu solchen nationalsozialistischen Organisationen sein werden. Das kann nur durch die vollkommene Auflösung des "Ehrenhains" und des Ulrichbergtreffens erlangt werden.

1997 - Do it again

1) vgl. Seidl, Wilhelm (2000). Soziokulturelle Dimension der Denkmalkultur am Beispiel der "Heimkehrergedenkstätte" am Ulrichsberg. DA, Uni Klagenfurt
2) vgl. http://www.aeronautics.ru/archive/wwii/... /index.htm (abgerufen 2008, Link leider nicht mehr verfügbar)
3) BBC (2000). "Konrad Kalejs: Target for Nazi hunters" http://news.bbc.co.uk/2/hi/uk_news/589304.stm
4) Presseaussendung des russischen Außenministeriums zur offiziellen Eröffnung eines Denkmals für "lettische Legionäre" der (Waffen)SS. http://www.ln.mid.ru/brp_4.nsf/0/bd489d ... en-Document, (abgerufen 2008, Link leider nicht mehr verfügbar)
5) http://www.deathcamps.org/occupation/riga%20ghetto.html
6) International Herald Tribune, (2008). 'Hundreds march in Latvia to commemorate Waffen SS unit' (alt: www.iht.com/articles/ap/2008/03/16/news/Latvia-Waffen-SS.php, neu: http://www.iht.com/articles/ap/2008/03/16/news/Latvia-Waffen-SS.php, abgerufen 2008, Link leider nicht mehr verfügbar)
www.iht.com/articles/ap/2008/03/16/news/Latvia-Waffen-SS.php 7) http://www.themoscowtimes.com/news/article/italy-says-tensions-risk-latvias-eu-hopes/292711.html
8) vgl. Jahn, Roland/ Walter, Caroline (2004). Armes Deutschland - Hitlers Ritterkreuzträger feiern die eigene Tapferkeit. Kontraste-Sendung vom 28. Oktober 2004. (http://www.rbb-online.de/kontraste/ueber_den_tag_hinaus/diktaturen/armes_deutschland.html)
9) Rosa Antifa Wien (2003). Keine Ehrengräber für Nazikadaver. (alt: http://raw.at/texte/attack/nazikadaver.htm, neu: http://www.raw.at/texte/attack/keine-ehrengraeber-fuer-nazikadaver/)
10) http://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXIII/AB/AB_03685/fname_108444.pdf