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Ulrichsberg 1997
Da hilft nur noch Farbattacke? / Tu pomaga le še napad z barvo?


V noči na 17. avgust 1997 je bil pobarvan spominski kraj na Ulrichsbergu, uničene so bile tamkajšnje spominske plošče. Akcijo je priznala v tozadevnem pismu "kommando z.a.l.a.".
Akcija je sprožila raznoliko javno diskusijo v avstrijskih medijih, predvsem pa na Koroškem predlog politologa Antona Pelinke iz Innsbrucka, da bi se na Ulrichsbergu/Vrhu spominjali poleg nacionalsocialistov tudi antifašistov...

In der Nacht auf den 17. August 1997 wurde die "Heimkehrergedenkstätte" am Ulrichsberg bemalt und dort angebrachte Gedenktafeln zerstört. Zu der Aktion bekannte sich in einem entsprechenden Schreiben ein "kommando z.a.l.a." wie folgt:

"jährlich am ersten sonntag im oktober lockt der ulrichsberg ein paar tausendschaften ehemaliger frontkämpfer an, darunter zahlreiche ss-angehörige aus dem in und ausland. gemeinsam gedenken sie der gefallenen kameraden aus dem ersten und zweiten weltkrieg. es ist das größte kontinuierliche treffen ehemaliger wehrmachts und ss-angehöriger. es sind jedoch nicht nur alte, unverbesserliche nazis von "seinerzeit", die hier um die toten aus den eigenen reihen trauern. von jungen, militanten neonazis aus dem vapo-umfeld, über schlagende burschenschaften, bis hin zu ranghohen vertretern des öffentlichen lebens ist ein breites gesellschaftliches spektrum bei den ulrichsbergtreffen vertreten.

politiker von fpö, övp und spö, bundesheerangehörige und dienstlich abgestellte einheiten des landesgendameriekommandos kärnten genierten sich nicht, neben prominenten alt- und neonazis an den feierlichkeiten rund um den ulrichsberg teilzunehmen. erst als bekannt wurde, daß auch die als mutmaßliche briefbombenattentäter inhaftierten neonazis peter binder und franz radl jun. regelmäßig an den treffen teilnahmen, zogen es die sp-spitze und das landesgendameriekommando kärnten vor, keine offiziellen vertreter mehr zum ulrichsberg zu schicken. (...)

wir haben die gedenkstätte ulrichsberg zerstört, nicht, um die vergessen zu machen, die die geschichte des zweiten weltkrieges so blutig geschrieben haben. vergessen werden wir sie nicht, die den tod von millionen von menschen auf ihrem gewissen haben. vergessen werden wir sie nicht, die im grauen feldrock für ein system der vernichtung und des todes ihr leben ließen, aber ehren, ehren niemals. ehre gebührt all jenen, die den mut hatten, sich zu wehren, die der wahrheit ins auge blickten und dem faschismus, auch wenn er noch so übermächtig schien, den kampf ansagten. jene zu ehren bedeutet nicht an kranzniederlegungen und anderen feierlichkeiten teilzunehmen, sondern, den kampf in ihrem namen weiterzuführen.

wir haben die gedenkstätte ulrichsberg angegriffen, um zu zeigen, daß die geschichte uns gelehrt hat, unser wissen nicht als erkenntnis, sondern als pflicht zu verstehen. als pflicht, die augen offen zu halten und geschehendes unrecht konsequent zu bekämpfen. faschismus ist unrecht ! und antifaschist/in zu sein bedeutet nicht nur, antifaschistisch zu denken. antifaschist/in zu sein bedeutet vor allem auch sich der verantwortung bewußt zu werden und danach zu handeln. (...)

"sag nie, du gehst den letzten weg", ein altes partisanenlied, ist der rote faden der uns stets weiterführt. selbst dann, wenn der kampf schwer ist, ja schier aussichtslos erscheint, ist es der rote faden, der uns hoffnung gibt, der uns möglichkeiten, perspektiven und wege entdecken läßt, die längst vergessen schienen.

kommando z.a.l.a."

Eine rege, mitunter dubiose öffentliche Diskussion in den österreichischen Medien über diesen vermeintlichen "Terrorakt" war die Folge. Diese führte nicht nur zu Distanzierungen und einer Verurteilung der Aktion von allen möglichen Seiten, sondern auch zu einer Thematisierung der nationalsozialistischen Hintergründe der Gedenkstätte in einer breiteren Öffentlichkeit.

Der Vorschlag des Innsbrucker Politologen Anton Pelinka, am Ulrichsberg nicht nur der NationalsozialistInnen, sondern auch der AntifaschistInnen zu gedenken, führte dafür zu einigen Aufregungen unter den Heimkehrern. Von der Ulrichsberggemeinschaft war zu diesem Vorschlag zu hören: "Der Ulrichsberg ist ausschließlich eine Heimkehrergedenkstätte und soll es auch bleiben" (Leopold Guggenberger, Präsident der Ulrichsberggemeinschaft). Moderater gab sich der Kärntner Heimatdienst: "Aus meiner Sicht ist es denkbar, auch Tafeln für NS-Widerstandskämpfer anzubringen" (Josef Feldner, KHD-Obmann). Zynisch beschwichtigend der Kärntner Kameradschaftsbund: "Wir haben die Kärntner Slowenen, die in der deutschen Wehrmacht gekämpft haben, immer schon in unser Gedenken eingeschlossen" (Kärntner Kameradschaftsbundobmann und SPÖ-Politiker Rudolf Gallob). Noch klarere Worte fanden kleinere Mitglieder der Ulrichsberggemeinschaft, die eine Öffnung für "Widerstandskämpfer und andere Organisationen, die hinterrücks gegen uns gekämpft haben" dezidiert ablehnen, weil dem "lebenden Feind" nicht die Hand gereicht würde, "dem toten ja, aber nicht dem lebenden" (ehemaliger SS-Offizier Alois Warum im ORF-Report). Auch FPÖ-Obmann Haider stellte unmißverständlich klar, "daß jedes Abweichen von der bisherigen Tradition eine Verfälschung des Ulrichsberg-Gedankens darstelle und daher aus der Sicht der Freiheitlichen strikt abzulehnen sei" (FPÖ-Pressedienst). Und für den freiheitlichen Landesparteisekretär Helmut Prasch kommt "eine Teilnahme von Kräften, die ehemals für die Teilung Kärntens und damit gegen die Einheit der Republik Österreich eingetreten" seien - ganz im Gegensatz also zur Waffen-SS und zur deutschen Wehrmacht - ebenso nicht in Frage (FPÖ-Pressedienst).

Ein vom damaligen Kärntner Landeshauptmann Zernatto (ÖVP) initiierter "Expertengipfel" unter der Leitung des ÖVP-Historikers Stefan Karner war der letzte Akt in der Diskussion über die Wiederherstellung der Gedenkstätte und führte konsequenter Weise zum Beschluss, die Gedenkstätte ohne Veränderungen wieder aufzubauen.

Auch über die möglichen TäterInnen wurde allerorts munter spekuliert - selbst eine 74-jährige ehemalige Partisanin mit dem Decknamen Zala blieb dabei von Verdächtigungen nicht verschont - ausfindig gemacht werden konnten sie jedoch bis heute nicht.

Quellen: Lotta Dura (Nr. 10/97): "Was blieb vom Ulrichsberg?" www.nadir.org ; TATblatt (Nr. +82/97): "Andenken an Wehrmacht und Waffen-SS besudelt!" www.nadir.org

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Beispielhaft - was der Kärntner Presse so alles zur "Farbattacke" einfällt...

Kleine Zeitung, 19.August 1997
Ulrichsberg-Denkmal: Schaden in Millionenhöhe
Ulrichsberggemeinschaft ruft zu Spenden auf. Gedenkfeiern am 5. Oktober werden wie geplant stattfinden. Polizei hat noch keine Spur von den Attentätern.
VON ANGELA TRUNTSCHNIG

Der Ulrichsberg, am Tag nach dem Anschlag, neun Uhr früh. Nebelschwaden hüllen die kleine Kapelle und das Kreuz ein. Polizisten halten an der Gedenkstätte Wache. Wie lange, wissen sie nicht. Das Gelände ist mit Plastikbändern abgesperrt. Die ersten Journalisten bemühen sich den etwa 1000 Meter hohen Berg hinauf.

Noch ist alles so, wie es am Sonntag morgen ein Wanderer vorgefunden hat: Die zerbrochenen Gedenktafeln liegen in der feuchten Wiese verstreut. Im Gedenken unserer toten G..., dann bricht der Text auf einer der Dutzenden Marmortafeln, die die unbekannten Täter von der Innenwand gerissen haben, ab. Die großen Gedenktafeln in der Kapelle sind alle mit rot-oranger und schwarzer Farbe beschmiert.HA NO ist auf einem zu lesen. Nur ein Relief, das oberhalb des Einganges hängt, und das Kärntner Kreuz blieben verschont. Das Hakenkreuz, das auf die Wand geschmiert wurde, scheint, als sei es mit einer Schablone gemalt worden.

"z.a.l.a." Der Schaden wird auf eine Million Schilling geschätzt. Allein die zerstörten Tafeln sind eine halbe Million wert. Von den Tätern fehlt jede Spur. Die Polizei Klagenfurt analysiert den zwei Seiten langen Bekennerbrief, den das "Kommando z.a.l.a" an der Gedenkstätte zurückließ. Hofrat Mag. Gerold Schmidtmayer, ermittelnder Stapo-Chef in Klagenfurt: "Zala bedeutet auf slowenisch traurig. Auch das Zollfeld wird im Slowenischen so genannt." Man ermittle jedoch in alle Richtungen, links wie rechts. Verstärkung aus Wien werde man zunächst nicht anfordern. "Wir kommen mit unseren Beamten aus", glaubt Schmidtmayer, der auf Hinweise aus der Bevölkerung hofft. "Jede Kleinigkeit kann wichtig für uns sein." Tel.: (0 46 3) 53 33, Dw. 254. Zala war auch Deckname einer antinationalsozialistischen Kärntner Slowenin. Irritierend ist, daß die Tafelscherben so in der Wiese aufgelegt waren, wie die Gruppierungen bei den Gedenkfeiern postiert sind.

Das Denkmal bleibt bis auf weiteres bewacht. "Wir wissen noch nicht, wie's weitergeht", meinte gestern Altbürgermeister und Präsident der Ulrichberggemeinschaft, Leopold Guggenberger. "Das, was es war, ein Hort des Friedens, das soll es auch wieder werden." Die Gedenkfeierlichkeiten am 5. Oktober werden auf jeden Fall wie geplant stattfinden. "Bis dahin werden wir aber gar nicht in der Lage sein, alles wieder in den ursprünglichen Zustand zu versetzen." Zum Teil werde die Ulrichsberggemeinschaft aber auch bewußt die Spuren des Anschlages bis zur Feier im Oktober lassen. "Die Leute sollen sehen, was angerichtet wurde." Noch mehr als bisher werde man dann des Friedens gedenken.

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Ein besonderes Gustostückerl: der Versuch den Angriff auf das rechte "Gedenken" zum Anlass zu nehmen, die Gleichsetzung von TäterInnen und Opfern auf die Spitze zu treiben...

Kleine Zeitung: 28. August 1997 (Hintergrund)
"Die Zeit ist noch nicht reif"
Ein KZ-Opfer als Redner auf dem Ulrichsberg? Univ.-Prof. Günther Hödl über die Chancen einer Versöhnung von Tätern und Opfern.

Sie haben im ORF-Report angeregt, daß durch den Vandalenakt auf dem Ulrichsberg die Chance bestünde, den Ulrichsberg für alle zu öffnen. Sehen Sie nicht die Gefahr, damit Vandalen in die Hände zu spielen?
HÖDL: Es ist schwer zu sagen, was diese Vandalen erreichen wollten. Faktum ist aber, daß eine Neugestaltung notwendig wäre. Ich habe aber auch gemeint, daß die Zeit ohnehin noch nicht reif dafür ist.

Wenn Sie heute eine Prognose abgeben müßten: Wie lange wird es noch dauern?
HÖDL: Das ist ein Generationenproblem. Ich denke, daß auch in der Ulrichsberggemeinschaft die jüngeren aufgeschlossen sind gegenüber einem umfassenderen Gedenken.

Wie beschämend empfinden Sie es denn als Historiker, daß der Kameradschaftsbund sogar Gedenktafeln für KZ-Opfer ablehnt?
HÖDL: Dieser Aufschrei war natürlich schlimm. Es ist aber andererseits auch für Widerstandskämpfer oder KZ-Opfer unter Umständen eine Zumutung, dort aufzutreten. Das große Ziel in der Zukunft müßte aber doch sein, die Geschichte gesamthaft zu betrachten und alles zu tun, damit Täter und Opfer sich versöhnen.

Ein Wehrmachtssoldat, der seine Jugend einem mörderischen Krieg opfern mußte, kann sich aber kaum als "Täter" fühlen.
HÖDL: Natürlich konnte er nicht erkennen, in welcher Situation er sich befindet. Er wurde ja auch in die Pflicht genommen. Aus heutiger Sicht muß er aber erkennen, einem fürchterlichen Regime zum Opfer gefallen zu sein. Das Problem ist, daß oft noch versucht wird, die Ideologie eines heldenhaften Vaterlandskampfes aufrechtzuerhalten.

Sie sprechen von Zumutung für KZ-Opfer. Glauben Sie nicht, daß Ewiggestrige den Ulrichsberg für immer meiden würden, wenn ein solches Opfer eine Rede halten würde?
HÖDL: Selbstverständlich, dann würden die alten Kämpen gar nicht mehr kommen. Es bestünde die Möglichkeit, den Ulrichsberg zu einem wirklichen Versöhnungsberg zu machen.

Was halten Sie davon, wenn Mitglieder der Ulrichsberggemeinschaft betonen, daß bei Vorliegen eines "ernsthaften Anbotes" von KZ-Opfern oder Widerstandskämpfern sie "offen darüber reden werden"?
HÖDL: So wird es nicht gehen. Wenn die Ulrichsberggemeinschaft ein Zukunftssignal setzen möchte, müßte von ihr aus eine Einladung ergehen. Es gibt da aber natürlich eine psychologische Barriere. Selbst wenn es keine Unmittelbarkeit gibt, es würden sich Täter und Opfer gegenüberstehen.