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Heimatliebe ohne Fahnen / Ljubezen do domovine brez zastav
Oder: was hat der Ulrichsberg mit Punkkonzerten zu tun? / Ali: Kaj ima opraviti Ulrichsberg s punk-koncerti?


Kulturna politika dežele Koroške je postala v zadnjem času - predvsem pod vplivom deželnega glavarja Haiderja in njegove stranke - dokaj restriktivna. Pod plaščem "demokratizacije" kulture so bile crtane subvencije kritičnim kulturnim inicijativam, kar je pomenilo propad svobodne koroške kulturne scene. V Celovcu skrbi mladinski referent Christian Scheider (BZÖ) za "red". Prilagajanje in pokorščina sta centralni vrednoti, ki sta zelo cenjeni na Ulrichsbergu.

"Die Jugend braucht wieder Vorbilder...keine langhaarigen Perversen, haltlose Figuren"
(Karl Semmelrock, Rede auf dem Ulrichsberg 1969)

Die Kulturpolitik des Landes Kärnten/Koroška war in den letzten Jahren durch die Machtübernahme von Schwarz-blau und die Wiederwahl Jörg Haiders zum Kärntner Landeshauptmann, Thema in duzenden Publikationen. Es wurde darauf hingewiesen, wie unter dem Deckmantel der "Demokratisierung" der Kultur, regierungskritischen Kulturinitiativen die Subventionen entzogen wurden, was zum de facto Niedergang der freien Kärntner Kulturszene führte. Mittlerweile ist der Widerstand fast verklungen, breit macht sich dagegen eine Normalisierung eines Zustands, der Subkulturen zwar toleriert, aber nur solange sie am Gängelband der herrschenden HeimattümlerInnen hängen. In Klagenfurt/Celovec wird diese Politik derzeit am agressivsten durchgezogen.

Jugendzentren, besetzte Häuser, Räumlichkeiten von Kulturvereinen, bunte Beisln - es gibt viele Möglichkeiten, wie Freiräume ausschauen können. Gemeinsam haben sie alle, dass dort, trotz aller Widersprüche, versucht wird eine andere Art des Zusammensein zu leben. Manchmal über Jahre hinweg, manchmal nur für ein paar Stunden, wies halt kommt. In Klagenfurt/Celovec gibt es solche Freiräume nicht mehr, die Stadt rühmt sich jedoch mit einem nahezu revolutionäre Jugendkulturprogramm, das sie angeblich parat hat.

"Wenn der Vorhang fällt sieh hinter die Kulissen, die Bösen sind oft gut und die Guten sind gerissen"
(Freundeskreis)

2002 lief das letzte sogenannte "Schillerparkkonzert" ab. Jedes Jahr konnte mensch hier einen ganzen Tag lang ohne Konsumzwang (dafür aber mit eigenen Getränken) und Eintritt unter freiem Himmer einer Vielzahl an Bands lauschen. Im Park tummelte sich die bunte Szene aus Klagenfurt und anderswo, und organsisiert wurde das ganze mehr oder weniger autonom (StreetworkerInnen und Jugendliche). Mit dem Verbot dieser Veranstaltung (wegen "Lärmbelästigung" und "Drogenmissbrauch") durch die Stadt begann eine Instrumentalisierung alternativer Jugendkultur durch die schwarz- blaue Stadtregierung. Die Reaktion der Betroffenen ging über einfaches Unterschriftensammeln nicht hinaus, und die Stadt begann mit dem Aufstellen von "Youthpoints", angeblichen Jugendzentren, in denen in erster Linie konsumiert (Internet, Fernsehen) werden kann und über etwaige Aktivitäten der Jugendlichen Aufsichtspersonen, "BetreuerInnen" genannt, wachen. Am Klagenfurter Messegelände wurde eine, "Megapoint" genannte, Halle errichtet, in der gegen Eintritt diverse Sportgeräte benutzt werden können. Die Initiative dahinter ging vom Klagenfurter Jugendreferenten Christian Scheider (BZÖ) aus, dessen Aktivitäten "zugunsten" der Jugend zum Beispiel auf der Homepage sportstattdrogen.at verfolgt werden konnten. Ein kritischer Umgang mit dem Thema Drogenkonsum wurde durch die von Vornherein erfolgte Schubladisierung von illegalisierten Substanzen als "böse" und "schädlich" vermieden. Statt des Schillerparkkonzertes liefen ab 2003 groß angelegte Konzerte in der "Megapoint"-Halle: vor dem Eingang gabs Absperrgitter und einen uniformierten und mit Knüppeln und Pfefferspray bewaffneten Sicherheitsdienst, der Vorkontrollen durchführte, und gegen Leute, die sich weigerten sich kontrollieren zu lassen auch Gewalt anwendete.

Bei den noch verbliebenen Jugendtreffpunkten sorgte die Stadt auch für Kontrolle. So mussten im JuZe Point schon mal Konzertplakate mit einem FPÖ-kritischen Spruch umgeändert werden, weil mit Subventionsentzug gedroht wurde. Auch das "Jugendforum Mozarthof" wandelte sich auf Initiative Scheiders von einem für, alle offenen, Veranstaltungsraum zur Zentrale der mittlerweile schwarz-orangen Jugendpolitik. Ein Umbau findet statt und die Inhalte bestimmen nicht mehr die NutzerInnen, sondern die Stadt- so dürfen dort keine politischen Veranstaltungen mehr stattfinden.

Ein paar Konzerte (wenns ganz dick kommt- wie schon geschehen, mit einem Bild Christian Scheiders auf der Eintrittskarte), ein paar "Events", ein wenig Volksgesundheit an der Kletterwand und schon "bietet" die Stadt etwas für die Jugend. Zwischen all diesen Angeboten bleibt kein Platz für selbst geschaffenes, schon gar nicht wenn es "politisch" sein soll.

Die Antwort der Stadt: Behördenwillkür und Polizeigewalt
Gegen die noch bestehenden Reste unabhängiger Jugendkultur ging die Stadt dann mit der vollen Härte des Gesetzes vor. Anzeigen wegen "Ruhestörung" und Polizei in Zivil bei Konzerten und in linksalternativen Beisln waren keine Seltenheit mehr. Es Häuften sich gewalttätige Polizeiübergriffe gegen Punks und andere missliebige Gruppen. Den Höhepunkt erreichte die Repressionswelle, als 15 Polizisten brutal das, von "bunten" Jugendlichen frequentierte Lokal Bierjokl/Pri Joklnu überfielen, 5 Personen festnahmen und danach in den Medien von einer "Straßenschlacht mit rechtsradikalen Skinheads" phantasierten. Ein gefundenes Fressen für die von Personalnot geplagte Klagenfurter Polizei, die den "Überfall" (in dem sie sich als Opfer darstellte) offen als Grund für die Aufstockung des Polizeietats herzuhalten wusste. Jugendreferent Christian Scheider erledigte mit der medienwirksamen "Aktion sicheres Klagenfurt" den Rest. AktivistInnen, die sich gegen diese Politik stellten, wurden und werden bespitzelt und mit Klagen überhäuft.

Im Jahr 2005 begann dann die Hetzjagd auf eine andere Form der Rückeroberung des zu "Einkaufsstadt Klagenfurt" umbenannten öffentlichen Raumes. "Aktion Scharf" nannte Bürgermeister Scheucher die intensivierte Verfolgung von Graffiti-SprüherInnen. Auf der anderen Seite setzte Christian Scheider auf die "Graffiti Days", bei denen "der Unterschied zwischen richtiger Kunst und Schmiererei, wie auf unzähligen Hausflächen in der Innenstadt zu finden"* aufgezeigt wird. Wenn BZÖ-PolitikerInnen bestimmen, was Kunst ist und was nicht, und nicht die KünstlerInnen selbst, dann muss doch etwas verdammt falsch laufen...

Die Reduzierung von Subkulturen auf "Events" (bei denen das Tragen von bunten Haaren erlaubt ist) ist auch verbunden mit der entpolitisierung selbiger. Das schlichte Verbot jeglicher straight-politischer Aussage drängt Kultur-AktivistInnen einerseits zum Finden anderer Ausdrucksformen, andererseits zum kompletten Verzicht, auf irgendeine politische Aussage, schließlich will mensch es sich nicht mit den letzten, noch möglichen Locations verscherzen. Den selbst geschaffenen Politikfreien Raum wissen Scheider und Co. natürlich zu nutzen, um eigene Vorstellungen von Jugendkultur zu forcieren. Auch eine Art der Meinungsmache, sprich: Politik.

Doch was hat das alles mit dem Ulrichsbergtreffen zu tun?
Anpassung und Gehorsam sind zwei zentrale "Werte", die auf dem Ulrichsberg hochgehalten werden. Nur nicht aufmucken, schließlich schadet sowas einem konstruiertem Zwangskollektiv, genannt "Volk", das auf Gleichschaltung basiert.

Die MacherInnen der Klagenfurter Jugendkultur sind derzeit nicht etwa Jugendliche selber, sondern Personen, die sich jedes Jahr im Kärntneranzug auf dem Ulrichsberg tummeln. Jugendkultur wird in erster Linie konsumiert, die Möglichkeit sich selber einzuklinken ist zwar gegeben, muss aber im Rahmen dessen bleiben, was kurz gesagt als "Kärnter Konsens" subsumiert werden kann. Auf diesem Konsens beruht auch der deutsch-kärntner Nationalismus, der heute nicht mehr von ein paar alten Herren im Kärntneranzug, sondern von bunthaarigen Jugendlichen weitergesponnen wird. Kärntner Fahnen und Dirndln sind nicht mehr notwendig, Dummheit funktioniert schließlich auch ohne solch schmuckes Beiwerk und Kärnten kann ein wenig Imagepflege betreiben, schließlich "sorgt" es für "die Jugend". 47 Jahre Ulrichsberg sind auch 47 Jahre lange mainstreamisierung von Anpassung und Gehorsam, mittlerweile auch in der "bunten" Szene.

Seine Stimme gegen den Ulrichsberg zu erheben heisst nicht nur, gegen alte und neue Nazis zu demonstrieren, sondern auch gegen die ganze Scheisse, die einem/r verbietet zu tanzen zu lieben und zu rebellieren, bzw. in diesem Fall den Tanz, die Liebe und die Rebellion für sich beanspruchen will.

* http://www.klagenfurt.at/inhalt/66_5029.htm, (abgerufen 2005, Link nicht mehr online)