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"Graf" Leopold Goess - Ein braver Frontsoldat?

Schon in den frühen 1950er Jahren war "Graf" Goess ein starker Proponent für die Errichtung eines "Ehrenmals auf dem Zollfeld" und Gründungsmitglied der "Gesellschaft zur Errichtung eines Ehrenmals auf dem Zollfeld" - der späteren "Gesellschaft für die Heimkehrer-Gedenkstätte Ulrichsberg" (Ulrichsberggemeinschaft). Als Besitzer des Ulrichsbergs gab er, während die Kampagne der Gesellschaft noch unter dem Motto "Das Zollfeld ruft!" lief, sein Einverständnis die Kuppe des Berges für die Errichtung eines "Ehrenhains" zur Verfügung zu stellen. Der Ulrichsberggemeinschaft blieb Goess lebenslang treu - Grund genug einen kritischen Blick auf die Biographie des "Hausherrn" zu werfen.

Leopold Goess trat 1939 in den Kriegsdienst ein und verbrachte die Zeit bis zum Kriegsende 1945 an der Front. Nach sechs Jahren Militärdienst und dreimonatiger Kriegsgefangenschaft, durfte er sich zu den "glücklichen Heimkehrern" zählen. In der Zweiten Republik brachte es Goess bis zum ÖVP-Bundesrat.

In seiner letzten Rede am Ulrichsberg im September 2005 sprach der "Graf" von einer "glücklichen Schicksalsfügung", die ihm zur Heimkehr verhalf. Tatsächlich ließen er und Kosakenkommandant Prinz Carl zu Salm-Horstmar (die Adeligen unter sich) bei Kriegsende ihre Truppen im Stich und retteten sich und 'ihre Deutschen' auf eines seiner in den Bergen liegenden Schlösser. Vermutlich entgingen auf diese Weise Goess und viele andere des deutschen Rahmenpersonals des XV. Kosaken-Kavallerie-Korps (XV.K.K.K.) der in Judenburg stattfindenden Übergabe der Kriegsgefangenen durch die Briten an die Sowjettruppen.

Goess war Abteilungskommandant des 6. Terek Kosakenregiments einer Abteilung des XV.K.K.K. Diesem Umstand ist es auch zu verdanken, dass im Ehrenhain der Ulrichsbergedenkstätte eine Widmungstafel der "Kameradschaft des XV.K.K.K. General Helmuth von Pannwitz" angebracht wurde. Diese Tafel wurde 1991 aufgestellt und zunächst vom Innenministerium mit der Begründung untersagt, "die Kosaken seien Teil von SS-Verbänden gewesen und General v. Panwitz [sic!] sei wegen Greueltaten an der Bevölkerung verurteilt und hingerichtet worden." Um die Aufstellung der Gedenktafel der Kameradschaft des XV.K.K.K. durchzusetzen, richtete Goess ein persönliches Schreiben an den Landeshauptmann von Kärnten/Koroska, Jörg Haider, mit dem Vermerk, er sei selbst Abteilungskommandant des 6. Terek Kosakenregiments gewesen und verbitte sich, diese Kampfgruppe als ehemalige Angehörige der Waffen-SS einzustufen. Als Besitzer des Ulrichsbergs sei er alleine dafür verantwortlich, ob und welche Ehrentafeln in der Kirchenruine angebracht würden. Sollte das Verbot nicht aufgehoben werden, werde er mittels Feststellungsklage den widerrechtlichen Eingriff des Innenministeriums bekämpfen. Daraufhin teilte der Landeshauptmann in einem Schreiben vom 4. September 1991 mit, dass die Anbringung der Kosaken-Ehrentafel ohne irgendwelche Einwände vorgenommen werden dürfe.

In seiner Rede beim Ulrichsbergtreffen 2005 betonte Goess, dass er "den Krieg vom ersten Tag an bis zum letzten als Frontsoldat mitgemacht" habe und daher "aus Erfahrung und nicht aus Gesinnung" über den Sinn der Ulrichsberggedenkstätte reden könne. Über die 'Erfahrungen' wird wohlweislich geschwiegen, die 'Gesinnung' wird durch die Aussage: "und das wage ich hier zu sagen, [...] es ist für mich der gefallene SS-Mann und der gefallene Gebirgsjäger oder Marine- oder Luftwaffenangehöriger gleich, und verursacht das gleiche Leid wie die anderen auch" nur allzu deutlich. 'Wir' - die braven Soldaten - und die 'Anderen'!

Seine 'Gesinnung' und seine 'Erfahrungen' nahm Goess Ende 2005 mit ins Grab, er ruft am Ulrichsberg nichts mehr. Der U-Berg hält's Maul!

⇒ Goess' letzte Rede im Volltext
⇒ Recherche zur Tafel des XV.K.K.K.

Der Ulrichsberg - ein Berg wie jeder andere auch?

aus dem Aufruf 1954 "Das Zollfeld ruft!"

Kärnten, an jener Stelle Europas gelegen, an der die drei großen Völkerfamilien der Germanen, Romanen und Slawen einander berühren, besitzt im Zollfeld eine Landschaft, die zwei Jahrtausende seine politische, religiöse und kulturelle Herzmitte gewesen ist. Im Zentrum war der Bischofsitz Maria Saal und die Karlonigerpfalz Karnburg zu Füßen des mons carantanus, eines der vier heiligen Berge, an die sich aus der frühesten Geschichte des Landes ein Toten- und Vegetationskult knüpfte. Dem dämonischen Doppelgesicht der Gottheit des Todes und Lebens - Januskopf - verbunden, hinterließ dieser Ehrfurcht fordernde Brauch bis in unsere lebendige Gegenwart seine Spuren im Stammesbewußtsein des Kärntners. Von dieser mythischen Stätte aus rufen wir in allen Ländern der Welt die Soldaten des Zweiten Weltkrieges, und damit die Generation, die ihn überlebte. Es gilt, gemeinsam für alle Toten ein Ehrenmal zu schaffen, das, im Zeitalter eines geeinten Europas aufgerichtet, über alle nationalen Gegensätze hinweg, für Verständigung, Menschlichkeit und Frieden wirbt.

Der Vorsitzende des Präsidiums Dr. Leopold Goess