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Von Mittenwald nach Kreta...

... und was das mit dem Ulrichsberg zu tun hat
Vor 65 Jahren erfolgte der erste Großeinsatz deutscher Gebirgsjäger in Griechenland. Unterstützt von Fallschirmjägern begann die 5. Gebirgsjägerdivision am 20. Mai 1941 mit der Invasion Kretas. Im Zweiten Weltkrieg waren in Griechenland zu verschiedenen Zeiten u.a. zwei Gebirgsjägerdivisionen eingesetzt, wobei die 5. Gebirgsjägerdivision mit ca. 14.000 Soldaten die militärische Hauptkraft zur Besetzung Kretas war. Bei der Invasion stießen die Deutschen auf unerwartet starken Widerstand der BewohnerInnen Kretas. Die deutschen Verluste waren um ca. 20 Prozent höher als bei den vorausgegangenen Feldzügen gegen Jugoslawien und das griechische Festland zusammen. Auf den bewaffneten wie auch unbewaffneten Widerstand der Zivilbevölkerung Kretas reagierten die deutschen Einheiten mit unglaublicher Brutalität und begingen noch während der Kämpfe um Kreta Massenerschießungen und Zerstörungen von Dörfern. Generalmajor Ringel, Kommandeur der 5. Gebirgsjägerdivision, befahl: "... für jeden deutschen Verwundeten oder Gefallenen sind 10 Kreter zu erschießen, Gehöfte und Dörfer, in denen deutsche Truppen beschossen werden, sind niederzubrennen, in allen Orten sind Geiseln sicherzustellen." In Befolgung des Befehls wurden innerhalb weniger Wochen über 2.000 BewohnerInnen Kretas brutal ermordet.

Auf Kreta findet jährlich am 20. Mai eine revisionistische Gedenkveranstaltung auf dem "Deutschen Soldatenfriedhof" in Maleme statt. Jahrelang wurde ungestört das faschistische Lied der Fallschirmjäger "Rot scheint die Sonne" gesungen und Kränze mit Texten wie "Treue für Treue" abgelegt. Um diese Traditionspflege anzugreifen, reisten 2005 AntifaschistInnen aus Deutschland nach Kreta, um gemeinsam mit griechischen GenossInnen dem revisionistischen Treiben ein für allemal ein Ende zu bereiten. Früh morgens besetzten sie den Friedhof und brachten Transparente und Gedenkschilder an. Mit den Schildern, die auf dem Friedhof aufgestellt wurden, wurde der einzelnen zerstörten Ortschaften gedacht, die in diesen Tagen ihre „Jahrestage“ feiern, so z.B. der Ort Kandanos, wo die Wehrmacht bereits am 3. Juni 1941 300 ZivilistInnen als „Vergeltungsmaßnahme“ hinrichtete und den Ort niederbrannte. Die angereisten „Kameraden“ selbst erwartete, statt einem netten Plausch über alte Zeiten, eine Begrüßung mit Farbeiern. Nachdem selbst die zu Hilfe gerufene griechische Polizei nicht bereit war einzugreifen, mussten die Kameraden schließlich auf ihre traditionelle Gedenkfeier verzichten (Näheres: de.indymedia.org).

Während auf Kreta die Zeiten für Gebirgsjäger nicht mehr so rosig aussehen, wurde der Spuk am Ulrichsberg bis heute noch nicht beendet. Querverbindungen gäbe es aber auch hier genügend. So hängt am Ulrichsberg bis heute eine Gedenktafel mit der Aufschrift: „Unseren gefallenen Fallschirmjägern – Treue um Treue – 1939-1945“ – lediglich das Hakenkreuz wurde aus dem auf der Tafel abgebildeten Abzeichen der Fallschirmjäger weggelassen. Andere Tafeln am Ulrichsberg erinnern wiederum an die Gebirgsjäger, die, unter Führung von General Ringel, an der Invasion von Kreta beteiligt waren. Ringel war nach dem Krieg nicht nur gerne gesehener Gast am Ulrichsberg, seine Uniform und Erinnerungsstücke lagen bis vor kurzem als traditionsstiftende Andenken in einer steirischen Kaserne des österreichischen Bundesheeres.

⇒ Recherche zur Tafel der Fallschirmjäger

Quellen:
* FreundInnen des AK AngreifbareTraditionspflege (2005): Maleme: "Kein Revisionistisches Gedenken auf Kreta!". Siehe de.indymedia.org
* Rauchensteiner, Manfred (2002): Die Unseren - Das Bild der Soldaten in den letzten hundert Jahren. In: Jahrestagung der Wissenschaftskommission 2002. Siehe www.bmlgv.at
* www.nadir.org/mittenwald