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"Liebe Freunde" aus Krumpendorf / "Dragi prijatelji" iz Krive Vrbe

Mala vasica Kriva Vrba, zahodno od Celovca ob Vrbskem jezeru, je leta 1995 bila v središču pozornosti mednarodnih medijev, ko je Jörg Haider v funkciji šefa avstrijske svobodnjaške stranke ob priliki vsakoletnega srečanja "Kameradschaft IV" (tu se srečujejo stari nacisti in skrajni desničarji iz raznih držav) govoril o "spodobnosti" in "duhovni nadrejenosti"...

Der kleine Ort Krumpendorf/Kriva Vrba, östlich von Klagenfurt/Celovec am Wörthersee gelegen, brachte es 1995 schlagartig zu internationaler Medienbeachtung, als FPÖ-Chef Jörg Haider, beim alljährlich stattfindenden Treffen der Kameradschaft IV1 eine Brandrede hielt.

Im Herbst 1995 strahlte die ARD die Videoaufnahme eines SS-Veteranen aus Hamburg vom Krumpendorf-Treffen aus und sorgte damit sogar in Österreich für einen kleinen Skandal. Für bettlägerige Kameraden hatte der Hamburger das rechte Event-Wochenende in Klagenfurt/Celovec und Umgebung aufgezeichnet - unter den Veranstaltungen eben auch der Kameradschaftsabend der K IV. Dieser findet normalerweise am Samstagabend, also einen Tag vor der öffentlichen Veranstaltung am Ulrichsberg selbst statt. Im Unterschied zur offiziellen Feier sind die KameradInnen in Krumpendorf/Kriva Vrba ganz unter sich und sehen daher keinen Grund sich ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Die Veranstaltung ist ein Treffpunkt für Alt-Nazis und Rechtsextreme aus verschiedenen Ländern. Unter den Gästen, die auf jenem Video einwandfrei zu erkennen sind, finden sich unter anderem:

Gudrun Burwitz, Tochter von "SS Reichsführer" Heinrich Himmler; war Funktionärin der "Wiking-Jugend", die 1994 wegen Verfassungsfeindlichkeit verboten wurde; ist heute in der "Stillen Hilfe" tätig und betreut unter anderem den mutmaßlichen Kriegsverbrecher Anton Malloth, der Aufseher im Gestapo-Gefängnis "Kleine Festung" bei Theresienstadt war.
Otto Kumm, ehemaliger SS-Brigadeführer und Generalmajor der Waffen-SS und letzter Kommandant der SS-Leibstandarte Adolf Hitler; machte in der nationalsozialistischen Wehrmacht eine steile Karriere; starb 2004; wurde in einem einschlägigen Nachruf der "Ritterkreuzträger der deutschen Wehrmacht" als "der letzte Schwerterträger der Waffen-SS" gerühmt und als Mitbegründer der "Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der ehemaligen Angehörigen der Waffen-SS" (HIAG) bezeichnet.
Soeren Kam, ehemaliger dänischer SS-Offizier; in Dänemark wegen Mordes an einem Journalisten zu lebenslanger Haft verurteilt, lebte Kam glücklich in Bayern, bis er sich sich im Jahr 1998 mit 55-jähriger Verspätung doch noch, wegen des 1943 in Kopenhagen begangenen Mordes, vor einem deutschen Gericht verantworten musste. Es wäre nicht Bayern, wäre das Verfahren nicht 1999 eingestellt worden; Begründung: Kams Tatversion sei zwar nicht wahrscheinlich, aber auch nicht widerlegbar, so der Sprecher des bayrischen Justizministeriums gegenüber dem ARD-Magazin "Panorama". Der Staatsanwalt Wick, für den angeblich immer noch unklar ist, was sich am Abend des 3. August 1943 in Lyngby abspielte, ist sich zumindest in einem sicher: Kam habe keinesfalls "aus bewußter Böswilligkeit oder niederen Motiven heraus gehandelt".
Außerdem die ehemaligen SS-Offiziere, Peter Timm von der SS-Sturmbrigade Dirlewanger - ein Sonderkommando, meist vorbestrafter SS-Leute, das für seine besondere Grausamkeit berüchtigt war - und Henri Moreau von der SS-Divison Wallonie.

Im Jahr 2000 brachte die rechtsextremen Homepage "Wiener Nachrichten Online" einen begeisterten Bericht vom Auftritt der K IV bei den Feierlichkeiten am Berg: "Stolz präsentierten SS-Veteranen der Kameradschaft IV ihre schwarze Fahne mit dem abgewandelten Wahlspruch: 'Des Soldaten Ehre heißt Treue'." In Krumpendorf/Kriva Vrba selbst wurde in diesem Jahr einmal mehr der NS-Überfall auf die Sowjetunion zur "letzte[n] Rettung Europas" vor dem "Bolschewismus" umgedichtet.

Vor solchen KameradInnen also sprach Jörg Haider 1995 davon, "dass es noch anständige Menschen gibt, die einen Charakter haben und die auch bei größtem Gegenwind zu ihrer Überzeugung stehen und ihrer Überzeugung bis heute treu geblieben sind" und weiter: "[...] ein Volk, das seine Vorfahren nicht in Ehren hält, ist sowieso zum Untergang verurteilt. Nachdem wir aber eine Zukunft haben wollen, werden wir jenen Linken von political correctness beibringen, dass wir nicht umzubringen sind und dass sich Anständigkeit in unserer Welt noch allemal durchsetzt, auch wenn wir momentan vielleicht nicht mehrheitsfähig sind, aber wir sind geistig den anderen überlegen, und das ist etwas sehr entscheidendes." Na dann...

Brisant war die Affäre damals auch, weil die ARD das Video am 14. Dezember, also drei Tage vor den österreichischen Nationalratswahlen ausstrahlte - der ORF warte dann bis nach den Wahlen, bevor der Beitrag auch in der ZIB zu sehen war. In den "Richtigstellungen" der FPÖ wurde der geschlossene Kameradschaftsabend der K IV übrigens konsequent mit der öffentlichen Feier am Ulrichsberg selbst vermischt. Die Ulrichsberggemeinschaft also solche war über die "publicity" wenig begeistert.

Die Kameradschaft IV, Veranstalterin des Krumpendorfer Spektakels, die sich auch in ihrer Selbstdarstellung als Kameradschaft ehemaliger (Waffen)-SS-Soldaten präsentiert2, stellte sich mit Artikeln in ihrer Zeitschrift "Die Kameradschaft" (die letzte Ausgabe erschien im Dezember 2004) immer wieder klar in eine nationalsozialistische Ideologie-Tradition - etwa wenn in übelster rassistischer Weise gegen "Zigeuner" gehetzt wurde, die historische Forschung zur "Umerziehung" mutierte und die Schuld am 2. Weltkrieg Polen und/oder den Alliierten zugeschoben wurde. Gerade dort musste eine Rede, wie die Haiders gut ankommen, ging er doch dabei über das für alle Ulrichsbergfeiern charakteristische Maß an Revisionismus hinaus: Ihm ging es nicht nur um die "kollektive Unschuld" der Deutschen "Väter" unter Einschluss von Wehrmachtssoldaten, SS-Angehörigen und anderen MörderInnen - seine Rede von der "Anständigkeit" und "geistigen Überlegenheit" schließt direkt an die NS-Vorstellung von der SS als "Elite" an. Haider lobte die anwesenden Reste der "Elite" eben dafür, dass sie ihren nationalsozialistischen Vorstellungen nicht abgeschworen hatten (- und blieb ein wichtiger österreichischer Politiker - aber das ist eine andere Geschichte...).

In den folgenden Tagen und Wochen vollbrachte die FPÖ gewagte Uminterpretationen der oben zitierten Textpassagen. Nur in einem Punkt traf der Kärntner Freiheitliche Strutz (trotz leichter Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache) den Nagel auf den Kopf: "Der gleiche Personenkreis, für dessen Kontakt Haider jetzt diffamiert werde, feierte einen Tag nach der offiziellen Krumpendorf-Veranstaltung mit hohen Funktionären von SPÖ und ÖVP im Klagenfurter Konzerthaus."

Deshalb: Nicht bloß Krumpendorf, den ganzen Ulrichsberg schleifen!

Fußnoten:
1 Die K IV ist eine Kameradschaft ehemaliger SS-Mitglieder - sh. dazu ausführlicher die Recherche zur "Gedenk"-Tafel der K IV am Ulrichsberg.
2 In dem Zusammenhang kann noch einmal daran erinnert werden, dass der Nürnberger Militärgerichtshof die Waffen-SS ausdrücklich als "nationalsozialistische verbrecherische Organisation" einstufte.

Quellen:
Hans-Henning Scharsach/Kurt Kuch: Haider. Schatten über Europa. KiWi-Verlag. 2000
DÖW. Handbuch der österreichischen Rechtsextremismus. 1993
Jungle World
www.doew.at
www.hagalil.com
www.idgr.de
Haider-Zitate aus: Schnell-Info 30/96. Protokoll einer Vernaderung. (FPÖ)