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Station 10
Landeskrankenhaus

mahnmal beim landeskrankenhaus Schon vor der Zeit des Nationalsozialismus wurde die Idee der Beendigung "unwerten Lebens" in juristischen und medizinischen Fachzeitschriften offen diskutiert. Als grundlegendes Argument für die "Zwangseuthanasie" in der NS-Zeit wurden wirtschaftliche Gründe angeführt. Psychisch und physisch kranke Menschen waren lediglich "Kostenfaktor" und somit nicht nutzbar für die "Volksgemeinschaft". Als weiterer Grund wurde auch die "Ausmerzung von Erbkrankheiten und schlechten Genen" genannt. Auch in Kärnten/Koroška wurden im Rahmen der NS-Euthanasie-Programme an die tausend Menschen ermordet und noch viele mehr in "Euthanasieanstalten", wie zum Beispiel Hartheim bei Linz, transportiert und dort umgebracht. Im Krankenhaus selbst wurden im so genannten "Gausiechenhaus", der heutigen Geriatrie in der Krassnigstraße, etwa einmal pro Woche schwer kranke Menschen ermordet. Nachdem vor allem von katholischen Kreisen ein Stopp der "Euthanasie" gefordert wurde, wurden die Massenmorde an psychisch kranken Menschen ab 1942 umorganisiert und dezentral in Krankenhäusern durchgeführt – und zwar überall dort, wo sich Personal dazu bereit erklärte. Dies war auch im "Gaukrankenhaus" Klagenfurt der Fall. Nachdem der Psychiatrieprimarius Dr. Franz Niedermoser zuerst Menschen direkt in der Psychiatrie mittels Injektionen töten ließ, wurden später ganze Gruppen von Menschen ins Hinterhaus des Siechenhauses überstellt, wo wesentlich unaffälliger gemordet werden konnte. Weiters fanden im Gaukrankenhaus Klagenfurt Hunderte von Zwangssterilisierungen und Zwangsabtreibungen statt. Einerseits sollte dadurch der schwangerschaftsbedingte Ausfall von ZwangsarbeiterInnen verhindert werden, andererseits sollte damit sogenannten "Erbkranken" die Fortpflanzung verunmöglicht werden. Verantwortlich für die Zwangssterilisationen und Zwangsabtreibungen war unter anderem Dr. Franz Palla. Er wurde – im Gegensatz zu Dr. Franz Niedermoser – vor kein Gericht gestellt, dafür wurde nach ihm eine Straße in unmittelbarer Nähe des Landeskrankenhaus benannt, die bis heute so heißt.

Seit Mitte der achtziger Jahre gibt es Bemühungen, die in "Vergessenheit" geratenen Opfer der NS-Medizin wieder in Erinnerung zu rufen. 1988 wurde, im Zuge von umfassenderen Bestrebungen, die Psychiatrie offener und transparenter zu gestalten, am Gelände des Landeskrankenhauses ein Mahnmal für die Ermordeten eingeweiht. Das Denkmal mit dem Schriftzug "Für die Opfer des Nationalsozialismus in der Psychiatrie Klagenfurt" beim LKH Klagenfurt/Celovec stellt in der Kärntner Erinnerungspolitik eine der wenigen Ausnahmen dar, welche an tatsächliche Opfer erinnert. pallagasse

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