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Station 15
Ehemaliges Bethaus

gedenktafel zur erinnerung an das jüdische bethaus An das Bethaus der vor 1938 zwischen 250 und 300 Personen zählenden Klagenfurter jüdischen Gemeinde in der Platzgasse 3 erinnert nur mehr ein Gedenkstein am Rande eines Parkplatzes. Das Gebäude war Anfang der 20er Jahre von den Kärntner Juden und Jüdinnen als Bethaus adaptiert worden. An den Feiertagen kamen die Gemeindemitglieder aus dem ganzen Bundesland hier zusammen. Im ersten Stock befand sich die Wohnung des Rabbiners, eine Funktion, in der während der Zwischenkriegszeit Ignaz Hauser (ab 1923) und Joseph Babad (ab 1935) tätig waren. Beiden gelang 1938 die Ausreise in die USA.

Das Gebäude wurde im Zuge des Novemberpogroms 1938 zum ersten Ziel der Zerstörungskommandos, die die jüdische Gemeinde terrorisierten. Die Einrichtung wurde systematisch zerschlagen und auf die Straße geworfen, die Bücher verbrannt. Bereits unmittelbar nach dem "Anschluss" hatte die Gestapo das Gebäude beschlagnahmt, gleichzeitig setzte der staatliche antisemitische Terror ein. Noch im März 1938 wurden viele Klagenfurter Juden und einige Jüdinnen verhaftet, viele von ihnen nach Dachau deportiert und dort einige Wochen bzw. Monate festgehalten – der erste Schritt der sich stänig verschärfenden Verfolgung. Jüdischen Jugendlichen wurde der Besuch von höheren Schulen verboten, die systematische Ausplünderung der Besitzenden begann. Die meisten Kärntner Juden und Jüdinnen wurden noch im Lauf des Jahres zur Übersiedlung nach Wien genötigt, von wo viele in die Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert wurden. Eine unvollständige (!) Aufstellung (Walzl 1988) weist aus, dass mindestens 48 Klagenfurter Gemeindemitglieder in der Shoah ermordet wurden. Nach 1945 wurde die Jüdische Gemeinde Klagenfurt nicht wieder errichtet – zu wenige Juden und Jüdinnen hatten in Österreich überlebt oder wollten in das immer noch antisemitisch geprägte Klima zurückkehren. Das Gebäude in der Platzgasse 3 war im Zweiten Weltkrieg durch einen Bombentreffer zerstört worden.

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