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Waffen-SS am Ulrichsberg

Die Kritik am Ulrichsbergtreffen, die in den letzten zehn Jahren in den Medien laut wurde, baute in erster Linie auf eine Kritik an der Integration der Waffen-SS in die Ulrichsberggemeinschaft auf. So wichtig diese Kritik ist, werden dabei aber allzu oft die Verbrechen der Wehrmacht ausgeblendet, indem sich die Kritik allein auf die Verbrechen der (Waffen-)SS beschränkt. Auch Landesrat Josef Martinz sah sich letztes Jahr dazu verpflichtet bei seiner Festrede auf die Waffen-SS einzugehen. Für ihn "gibt es auch einen klaren Unterschied zwischen Wehrmachtsangehörigen und den zu den anderen Einheiten Zwangsrekrutierten einerseits, und Mitgliedern der SS-Totenkopfverbände und Waffen-SS andererseits, die ihre menschenverachtenden Taten, und wir kennen diese, in den Konzentrationslagern, aber nicht nur dort, begangen haben. Hier gibt es nichts zu tolerieren und nichts zu beschönigen. Hier und das muss auch klar gesagt werden, wurden ganz bewusst Verbrechen begangen, Verbrechen an der Menschlichkeit." Seine Ansprache löste große Unruhe unter den versammelten SS-Veteranen und deren Angehörigen hervor. Die Bedeutung, die SS-Veteranen in der Ulrichsberggemeinschaft haben, wurde klar deutlich als Rudolf Gallob, Präsident der Ulrichsberggemeinschaft, sich dazu "verpflichtet" sah zu betonen, dass die ehemaligen Angehörigen der Waffen-SS Soldaten wären und natürlich Willkommen seien.

Von anfänglich 28.000 Mann im Jahr 1939 wuchs die Waffen-SS bis 1945 auf 910.000 Mann an. Etwa die Hälfte ihrer Mitglieder waren keine Reichsdeutschen, sondern "Freiwillige" aus insgesamt vierundzwanzig Ländern. Das lag in erster Linie daran, dass die Waffen-SS in den ersten Jahren keine Soldaten im Deutschen Reich werben durfte, um nicht in Konkurrenz zur Wehrmacht zu treten.

Der Internationale Gerichtshof in Nürnberg 1945/1946 hielt in seinen Schlussfolgerungen bezüglich der Rolle der Waffen-SS u.a fest: "Es ist unmöglich, irgendeinen Teil der SS herauszugreifen, der nicht an diesen verbrecherischen Handlungen beteiligt gewesen wäre..." [...] "Die SS wurde für Zwecke eingesetzt, welche gemäß der Satzung des Gerichts verbrecherisch waren, nämlich für die Verfolgung und Ausrottung der Juden, Grausamkeiten und Tötungen in Konzentrationslagern, Übergriffe in den Verwaltungen besetzter Gebiete, Durchführung des Zwangsarbeiterprogramms sowie Mißhandlung und Ermordung von Kriegsgefangenen. [...] Soweit die SS in Frage kommt, rechnet das Gericht hierzu alle Personen, welche amtlich in die SS aufgenommen worden sind, einschließlich der Mitglieder der Allgemeinen SS, der Waffen-SS, der SS-Totenkopf-Verbände und der Angehörigen jeglicher Art von Polizeiverbänden, soweit sie Mitglieder der SS waren."

Treffen von SS-Veteranen gibt es jedes Jahr an verschiedenstem Orten. Die Größe der einzelnen Veranstaltungen reicht dabei von lokalen Kameradschaftstreffen über Totengedenken (beispielsweise in Salzburg und Steyer) bis zu Gedenkdemonstrationen (in Riga). Eine besondere Rolle nimmt der von der Kameradschaft IV (K IV) organisierte "Europaabend", der einen Tag vor der Ulrichsbergfeier stattfindet, ein. Dieses in Krumpendort stattfindende internationale Treffen von SS-Veteranen, deren Angehörigen und ideologischen Verwandten soll als Brückenschlag zwischen "jung" und "alt" fungieren. Zu den illustren Gästen zählten in den letzten Jahren nicht nur der Kärntner Landeshauptmann, Jörg Haider, sondern zum Beispiel auch der zum Tode verurteilte SS-Offizier Sören Kam. (mehr dazu im Artikel "Der Ulrichsberg: Am Beispiel Soeren Kam).

Aktuelle Organisationen der SS-Veteranen

Kameradschaft IV
In Österreich sind die ehemaligen Angehörigen der Waffen-SS in der K IV organisiert. Sie umfasst Ortsgruppen und Landesverbände, die wiederum innerhalb der Landesverbände des Österreichischen Kameradschaftbundes vereint sind. Der Name K IV leitet sich daraus ab, dass die Mitglieder der Kameradschaft versuchen die Waffen-SS als vierten Wehrmachtsteil hinzustellen. Damit würden sie gerne die Erklärungen des Nürnberger Gerichtshof entkräften.

Seitens des Bundesministeriums für Inneres wurde 1992 eine Überprüfung der Tätigkeit der K IV eingeleitet. Bezug nehmend auf die Zeitschrift Die Kameradschaft, stellte der damalige Innenminister Franz Löschnak fest, dass sie die Verbrechen des NS-Regimes verharmlose und die SS glorifiziere. Die K IV selbst kam etwaigen vereinsrechtlichen Schritten im Oktober 1995 durch die freiwillige Selbstauflösung des Bundesverbandes zuvor. Die Landesverbände und Ortsgruppen existieren aber weiterhin in ganz Österreich.

HIAG - Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit für ehemalige Angehörige der Waffen-SS
Die K IV pfegt intensive Kontakte zu diversen Organisationen von ehemaliger SS-Angehöriger in verschiedenen Ländern. Diese spiegeln sich auch in den Delegationen und Gästen, die aus dem Ausland extra zum Ulrichsberg reisen, wider. Auch zur HIAG hat sie regen Kontakt und Mitglieder dieser Organisation waren und sind immer willkommene Gäste des Kameradaschaftsabends in Krumpendorf.

Die erste Landesgruppe der HIAG wurde 1948 in Hamburg gegründet 1951 wurde sie zur bundesweiten Organisation ausgebaut, deren Ziele die rechtliche Gleichstellung der ehemaligen Angehörigen der Waffen-SS mit den Wehrmachtssoldaten sowie die Rehabilitierung der Soldaten der Waffen-SS waren. Enge Beziehungen bestehen zu der Kriegsgräberstiftung "Wenn alle Brüder schweigen" und zu dem Verband deutscher Soldaten e.V. (VDS).

Gegen Treffen der HIAG gibt es in Deutschland immer wieder Aktionen. Beispielsweise wurde im März 2006 die Jahreshauptversamlung der HIAG in Hamburg von AntifaschistInnen verhindert.

Stille Hilfe
Der 1951 gegründete deutsche Verein "Stille Hilfe für Kriegsgefangene und Internierte e.V." orientiert sich an dem Motto "Unsere Ehre heißt Treue" und stellt sich damit bewusst in die Tradition der SS. Er setzt sich für die Rehabilitierung von Kriegsverbrechern ein. Ein Beispiel dafür ist das Engagmet für Erich Priebke, einem nach Argentinien geflüchteten ehemaligen SS-Hauptsturmführer, der an der Folter von italienischen Geiseln und der Deportation römischer Juden und JüdInnen beteiligt war. Prominentes Mitglied der Stillen Hilfe ist Gudrun Burwitz, die Tochter Heinrich Himmlers, die auch bei den Krumpendorftreffen immer wieder willkommen geheißen wird.

Daugavas Vanagi
Während des Zweiten Weltkrieges wurden nach der deutschen Besetzung Lettlands 1941 lettische Freiwillige angeworben. Insgesamt 140.000 dienten in den beiden lettischen SS-Divisionen - "15. Waffen-Grenadier-Division der SS (Latvian No. 1)" und "19. Waffen-Grenadier-Division der SS (Latvian No. 2)" - die 1943 auf direkten Befehl Hitlers aufgestellt wurden, den Nazis. Viele der lokalen Mörder, die sich in dem Polizeibattalionen und Einheiten wie dem berüchtigten "ARAJS KOMMANDO" bis nach Weissrußland und Warschauer Ghetto einen besonders grausamen Ruf erwarben, fanden in der SS-Einheit Unterschlupf.

Heute sind die lettischen SS-Veteranen als Daugavas Vanagi (deutsch: Falken der Daugava) organisiert, die 1948 in Belgien gegründet wurden. Viele lettische Politiker berufen sich auf die antikommunistische Tradition der Legion. In diesem Zusammenhang sind auch mehrere Denkmäler für diese SS-Einheit entstanden. Auch heute noch treffen sich alljährlich am 15. und 16. März Angehörige der "Legion" und marschieren gemeinsam mit ihren deutschen Kameraden durch Riga. Den lettischen SS-Veteranen wird von Deutschland eine staatliche Pension bezahlt. Zusätzlich werden sie finanziell von ehemalige deutsche Kampfgenossen vom Verband deutscher Soldaten und der HIAG unterstützt.

⇒ Recherche zur Tafel der KIV am Ulrichsberg
⇒ Recherche zur Tafel zur "Garnisonsstadt Klagenfurt" (KIV)
⇒ Recherche zur Tafel der "SS-Ärztlichen Akademie"
⇒ Recherche zur Tafel der "División Azul"
⇒ Recherche zur Lettischen Tafel
⇒ Recherche zur Tafel der dänischen Freiwilligen

Quellen
DÖW Kameradschaft IV (K IV) / Die Kameradschaft - Rechtsextreme (Splitter-)Gruppierungen
Jungle Word 22/2005 - Generation Erlebnis
IDGR-Lexikon: Stille Hilfe für Kriegsgefangene und Internierte e.V. leider offline, alternativ: Wikipedia ueber die HIAG
hagalil.com zum SS-Aufmarsch in Riga